Quellen zur Kolonialgeschichte 7

Wilhelm und Emilie Eich

Briefe und Berichte von Wilhelm und Emilie Eich, Missionsstation Otjozondjupa / Waterberg, Deutsch-Südwestafrika, 1889 – 1899

Hrsg. von Andreas Eckl, eingeleitet und transkribiert von Rainer Tröndle

Quellen zur Kolonialgeschichte, Band 7

Broschur, 15 x 21 cm, 173 Seiten
Bochum, Januar 2022
ISBN 978-3-939886-10-5

22,80 EUR

Wilhelm Eich

Wilhelm Eich wurde am 15. September 1850 in Dierdorf (Westerwald) geboren. Nach seiner Schulzeit und nach einer kaufmännischen Lehre in Freudenberg (Siegerland) trat er als Angestellter in die Barmer Missions-Handelsgesellschaft ein und ging 1871 nach Südwestafrika, um dort ihre Geschäfte zu betreiben. Sein älterer Bruder Friedrich, der von der Rheinischen Missionsgesellschaft zum Missionar ausgebildet wurde, kam zwei Jahre später nach und übernahm die Station in Otjiseva. 1877 kehrte Wilhelm Eich nach Barmen zurück. Dem Beispiel seines Bruders nacheifernd, trat er in das Seminar der Rheinischen Mission ein und wurde am 10. August 1881 ordiniert. Nach weiteren Studien wurde er 1883 wieder nach Südwestafrika ausgesandt und arbeitete zu Beginn mit auf der von seinem Bruder gegründeten Station Otjiseva. 1889–1891 vertrat er Missionar Irle auf dessen Station Otjosazu. Im Oktober 1891 wurder er mit dem Wiederaufbau der Station Otjozondjupa  / Waterberg betraut. Der Platz sollte für die nächsten zwölf Jahre seine Wirkungsstätte sein.

Die hier wiedergegebenen Briefe und Berichte an die Missionsleitung sind ein Längsschnitt in der Geschichte des Landes. Sie bilden die letzte Phase der Landeroberung durch die Herero ab. Bis in die Mitte der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts dehnten die Herero ihren Einflussbereich aus, zum Schluss bis in das Otavi-Hochland, und gerieten dabei in zahlreiche Konflikte mit den indigenen Gruppen der San und Damara. Diese letzte Phase endete mit dem Beginn der Schreckensjahre 1896–1900, als Naturkatastrophen, Human- und Tierplagen Zehntausende Opfer unter der Bevölkerung forderten und die großen Herden der Herero dezimierten.

Auffällig an Eichs Briefen ist sein Selbstbewusstsein. Unterwürfige Floskeln der Zeit wie „Ihr geringer Sendbote“ fehlen, und er tritt auch bei Finanzfragen fordernder auf als andere. Man kann annehmen, dass die erste Zeit, die er als Angestellter der Missionshandelsgesellschaft in Namibia verbracht hatte, sein Auftreten geprägt und seine Persönlichkeit gestärkt haben.

Enthalten sind alle Briefe des Missionars und seiner Frau, Emilie Mohn aus diesem Zeitraum. Aufgeführt ist auch ein Bericht des Evangelisten Gottlieb Kairike aus Otjosazu, ein Brief von Kapitän Kahimemua Munyuku an Missionar Diehl und schließlich zwei Briefe des Evangelisten Elia.

Auszug aus dem Inhalt

In v. Woche kam von Grootfontein die Nachricht von einer schrecklichen Tat, deren Herero sich auf einer Bergdamarawerft auf Orupupa wieder schuldig gemacht haben, sie überfielen die Werft, schlugen 9 Personen, 4 Frauen und 5 Männer (nach ihrem eigenen Bericht sind es sogar 10) mit Kirris tot, schleppten die Leichen dann in einer Hütte zusammen und verbrannten sie. Nach dem Bericht der Herero war der Hergang folgender: Wiederholt kamen den Herero Rinder abhanden, ohne dass sie ausfinden konnten, wo dieselben blieben. Häufig lassen die Herero die Rinder ohne Aufsicht auf die Weide gehen, so geschah es auf jenen Posten auch am 12. d. M. Am Abend, als die Herden zurückkamen, bemerkten die Leute, dass ein Rind angeschossen war, der Pfeil steckte noch in der Wunde. Sie argwöhnten, dass die Bewohner einer nahegelegenen Bergdamarawerft, die sie auch im Verdacht hatten, die früher verschwundenen Rinder beiseite geschafft zu haben, die Täter seien und beschlossen, am nächsten Morgen dieselben zur Rede zu stellen. Am nächsten Morgen brachen 8 oder 10 Herero nach der Werft auf, die Bergdamara erklärten aber, nichts über den Verbleib der Rinder zu wissen, von ihnen habe auch niemand am vorangehenden Tage das Rind angeschossen. Die Herero waren mit dieser Erklärung aber nicht zufrieden und verlangten, dass der Vormann der Werft mit ihnen zu einigen Ovahona in der Nähe gingen, damit die Sache gründlich untersucht werde. Der Bergdamara sagte zu, ging auch eine kurze Strecke mit, setzte sich dann aber auf den Boden und weigerte sich weiterzugehen, weil er krank sei. Darauf fielen die Herero über ihn her und erschlugen ihn und wandten sich dann zurück zu der Werft, wo sie alle, derer sie habhaft werden konnten ebenfalls erschlugen mit Ausnahme der Kinder, die sie mitschleppten. Im Wesentlichen wird dieser Bericht wohl stimmen. Poolmann, der Storekeeper der S.W.A. Co. auf Grootfontein und der Kommandant Lombard berichteten nur die Tatsache hierher, ohne nähere Angaben über den Hergang zu machen. Kambazembi hat die Sache gleich an Samuel Maharero berichtet und erwartet von demselben nun Weisung, was er tun soll. Inzwischen soll er angeordnet haben, dass die Mörder, die sich bereits aus Furcht vor Rache aus jener Gegend zurückgezogen haben, hierherkommen sollen. Dass die Mörder nach Gebühr bestraft werden, wenn die Regierung sich nicht um die Sache bekümmert, ist kaum zu erwarten, doch hoffe ich zuversichtlich, dass von Windhoek aus ein Druck ausgeübt werden wird.